Ruhm+Untergang St Jobst

Archiv Günther Wein

Ruhm und Untergang des Klosters Sankt Jobst
1430 erstmals erwähnt - 1975 dem Erdboden gleichgemacht
von Wilfried Engelbrecht, Nordbayrischer Kurie
r 1975

Es war im Juli des Jahres 1506. Die schmerzgeplagte  Anna Stechling aus dem Dorf  ---ßlingen bei Nördlingen wollte zur Linderung ihrer Leiden ein Warmbad aufsuchen. Auf den Weg dahin begegnete ihr ein armer Mann. Er habe gesprochen, wie St. Jobst groß Wunderzeichen an dem ort bei Bayreuth tue. Also pilgerte sie nach Bayreuth und von dort weiter Richtung Dressendorf, wo sie auf der Höhe vor dem dorf, rechts des Weges, die kapelle St. Jobst stehen sah. Nachdem sie sich mit dem Wasser der Wundertätigen Quelle gewaschen hatte, Wart von Stund an ihre sach gut geworden.

Mancherlei Wunderzeichen

In dieser Zeit war die Wunderwirkung der Wallfahrtsstätte schon seit langem bekannt. Die Älteste Nachricht von St. Jobst gibt uns der Chronist Wolf Heller der zu Beginn des 17. Jahrhunderts berichtet, dass im Jahre 1430 das Kirchlein von den Hussiten zerstört wurde. “Des Orts” merkt Heller seiner Nachricht noch an, “Sollen mancherlei Wunderzeichen an vielen kranken und armen menschen geschehen sein”.
     Zu Beginn des 16. Jahrhunderts verlieh Markgraf Friedrich IV. dem sagen- und wunderumwobenen Ort durch Errichtung eines Klosters gleichsam die letzten Weihen.
     Friedrich hatte seinen Entschluß zur Klostergründung wohl schon 1482 auf seiner reise zum Heiligen Grab nach Jerusalem gefasst: “Sollte er wieder heil nach Hause kommen,” so sein Gelübde, wolle er ein Kloster bauen. Gegen eine Gebühr von 24 Golddukaten genehmigte Papst Julius II. im Dezember 1506 das fromme Vorhaben. Der Bauplan sah Klosterkirche, Hauptgebäude mit Schlafsaal, Wirtschafts- und Nebengebäude, Pilgerunterkünfte und Stallungen, ferner einen Friedhof vor.
     Die ersten Mönche, “ mindestens zehn an der Zahl”, sollten aus dem Hofer Franziskanerkloster genommen werden.

     Am Tag Jacobi, dem 25. Juli 1513, weihte Bischof Caspar Breyl aus Bamberg das Kloster ein. Ob zu diesem Zeitpunkt schon die ganze Anlage fertiggestellt war, läßt sich nicht sagen, denn über den Verlauf der Bauarbeiten ist nichts bekannt.

     Am 24. April 1514, ein Jahr nach dem Besuch des Weihbischofs, stellte Markgraf Friedrich IV. seinem Kloster die Stiftungsurkunde aus. Darin werden seine Beamten angewiesen, die Mönche, aber auch “all walbruder und schwester, die den heyligen Sant Jobst des orts durch ir walfart besuchen werden, getreulich zu schirmen und zu schützen”.Um das materielle Wohl der Mönche zu sichern, wurde das Kloster mit 14 Tagwerk Grundbesitz begütert, Brenn- und Bauholz sollten die Mönche aus dem Fichtelgebirge, Baumaterial für eventuelle Erweiterungsbauten aus den markgräflichen Steinbrüchen umsonst beziehen.

     Weder dem Kloster noch dem Markgrafen war eine glanzvolle Zeit beschieden. Der Markgraf wurde 1515 wegen angeblicher “Geistesverwirrung” von seinen Söhnen Casimir und georg von der Regierung abgesetzt. Nach dem Tod Casimirs übernahm 1527 sein Bruder Georg (später “der Fromme” genannt) die Regierung  des Fürstentums, der sich schon früh zu den Lehren Luthers bekannt hatte.
Er verordnete kurz nach regierungsantritt seinem Land die evangelische Kirchenreformation. 1529 löste er das überflüssig gewordene Kloster seines Vaters wieder auf. Es hatte nur 16 Jahre bestanden. Die kostbaren Messgewänder wurden zur Aufbewahrung der Bayreuther Stadtpfarrei übergeben. Die silbernen liturgischen Gerätschaften wurden auf die Plassenburg gebracht, eingeschmolzen und zu Münzgold geprägt. Die Klosterbibliothek, die viele wertfolle Wiegendrucke aus den Anfangsjahren der Buchdruckkunst enthielt, wurden im Bayreuther Rathaus eingestellt und 1794 der Erlanger Universitätsbibliothek übergeben. Die Klostergebäude blieben ungenutzt und leer stehen. Was Wind und Wetter von ihnen übriggelassen hatte, wurde
1553 im sogenannten Markgräflerkrieg vollends zerstört. Die Ruinen wurden als Steinbruch ausgebäudet.
     Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bereiste der Karthograph Johann Stierlein das Gebiet des heutigen Oberfrankens. Er findet von St. Jobst die “Bruchstücke eines zusammengestürzten viereckigen Turms” vor. Als letzten aufrecht stehenden Gebäuderest erblickte er eine etwa acht Meter breite und sechs Meter hohe Mauer mit einem Fenster darin.
Johann Gottfried Köppel, ein anderer reisender dieser Zeit, rühmte im August 1793 in seinem Tagebuch den Blick durch dieses Fenster als “eine der schönsten Parthien” der Landschaft.

   Nur noch wenig Reliquien
Nur noch wenige steinerne Spuren aus der Vergangenheit von St. Jobst führen in unsere Gegenwart. Eine Säulentrommel, die der Schmied von Dressendorf als Amboßstein verwendet hatte, dient seit 1962 als Untersatz für das Taufbecken der Lainecker Kirche St. Nepomuk.
Im Hof der Kirche steht auch das Brunnenbecken, das bei zufälligen Grabungen 1823 ans Tageslicht kam und danach von einem Bauern als Viehtränke verwendet wurde.
     Als 1975 die Bundesrepublik auf der Allersdorfer Höhe eine militärische Anlage zu bauen begann, wurde das Kloster St. Jobst dem Erdboden entgültig gleichgemacht.
In einer eilig  durchgeführten Notgrabung konnte noch Lage und Abmessung der Klosterkirche (42x17 Meter) erfasst werden. Etwa sechzig geborgene Bruchstücke, Teile eines Kreuzrippengewölbes, wurden dem Bayreuther Stadtmuseum übergeben und sind derzeit im Untergeschoß des Museums ausgestellt.
 

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